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Geständnis eines Messe Junkies

Tobias Decker • Okt. 19, 2021
 Der Sohnemann war bei den Großeltern geparkt, Ehefrau und Schwester (zwei Personen, ihr Rednecks!) saßen rechtzeitig im Auto, es konnte also losgehen. Dummerweise hatte ich vergessen, am Vorabend zu tanken. Also blieb mir nichts weiter übrig, als am frühen Morgen die erstbeste Tankstelle anzufahren. Fünf Minuten später aktualisierten alle nachfolgenden Tankstellen ihre Preise nach unten. Es war noch zu früh, um in den Rage-Modus zu verfallen.
Die Autofahrt erwies sich als angenehm überraschungsarm. Die erste Überraschung erwartete uns erst an der Abfahrt. Normalerweise stehe ich hier bereits im Stau, weil alle anderen auch zur Messe wollen. Und alle wollen sie ins Parkhaus P9 am Schwimmbad. Dieses Jahr war das aber alles kein Problem. Der Andrang war deutlich geringer. Gut gelaunt gingen wir also in Richtung Eingang West vor Halle 3. Mir war es wichtig, frühzeitig anzureisen, weil ich nicht wusste, wie viel Zeit die Einlasskontrollen in Anspruch nehmen würden. Um kurz nach 9Uhr war das aber noch alles übersichtlich, auch im Foyer war genug Platz. Eine Halbe Stunde später standen wir bereits dicht gedrängt wie jedes Jahr in der Masse. Das Messepersonal versuchte gar nicht erst, Abstandsregeln durchzusetzen.
So gegen 10Uhr ging es dann endlich los.
Ja, es war wieder schön, hier zu sein. Mein erster Eindruck war, dass die Gänge gar nicht so viel breiter sind. Nachgemessen habe ich aber natürlich nicht. Auf den zweiten Blick nahm ich dann das Fehlen zahlreicher Verlage war und damit auch verbunden die freien Flächen in jeder Halle, meistens hinter den Trennwänden versteckt.
Meine Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeitsspanne sind ein wenig begrenzt, so dass ich im Laufe des Tages immer weniger Nerven dafür habe, mir Regeln erklären zu lassen. Aber ich war ganz tapfer und habe gleich zu beginn 3(!) Spiele mitgespielt. Als erstes DODO von KOSMOS, das mit dem Deutschen Spielepreis als bestes Kinderspiel 2021 ausgezeichnet wurde. Alle Mitspielenden müssen gemeinsam Rampen bauen, damit das Ei des Dodos nicht herunterfällt, sondern langsam und sicher rollt. Sehr unterhaltsam! Die anderen beiden Spiele waren… naja, ganz nett. Ein Harry Potter Brettspiel, bei dem die Spielenden magische Wesen in Hogwarts und Umgebung suchen müssen. Bei dem anderen Spiel muss ein Eichhörnchen mit Eicheln gefüttert werden, bis es diese wieder ausschei… Lassen wir das!
Mein Ziel war Halle 6. Ich nenne sie immer noch die „Rollenspielhalle“. In den ersten Jahren ging es mir nur darum, jedes Jahr mindestens ein neues GURPS Buch zu kaufen. Mittlerweile ist die Sammlung voll. Auch für D&D bzw. Pathfinder brauche ich im Moment keine neuen Bücher. LARP mache ich aus verschiedenen Gründen schon länger nicht mehr, außerdem kommt außer Mytholon niemand nennenswertes mehr nach Essen. Da ich aber im letzten Jahr wieder mit Warhammer 40k angefangen habe, war Halle 6 jetzt doch wieder interessant für mich, selbst wenn ausgerechnet der Platzhirsch aus Nottingham nicht da war.
Was ist mir aufgefallen? Mindestens fünf Anbieter von Battlemats aus Neopren. Auch passende Würfel Matten wurden einem überall hinterhergeworfen. 3D Druck entwickelt sich stetig weiter. Bin gespannt, wann das zu einem Problem für Games Workshop wird. Safe and Sound bieten verschiedene Transportlösungen für Tabletop Figuren an. Derzeit läuft ein Kickstarter, um magnetische Boxen zu produzieren. Dazu gehören kleine Magnete, die unter die Bases eurer Figuren geklebt werden. Schauts euch mal an.
Ein ganz großer Wermutstropfen war für mich das Fehlen von Erdenstern. Ganz ehrlich, ich liebe deren Musik, nicht nur zum Rollenspiel, sondern auch beim Lesen oder Bemalen meiner Space Marines. Außerdem gehört es jedes Jahr zu meinen persönlichen Highlights auf der Messe, mich kurz mit Eva-Maria und Per zu unterhalten. Leute, ihr habt mir gefehlt.
Fürs nächste Jahr sollte ich meine Taktik ändern und wirklich direkt zur Halle 6 gehen. Uhrwerk Verlag war da, Truant Spiele, System Matters, Free League Publishing und andere. Also gar nicht mal so wenige. Aber ich bin zu dem Zeitpunkt nur noch mit Tunnelblick durch die Gänge gerauscht. Dabei gab es so viele interessante Rollenspiele. Ich muss sie ja nicht alle kaufen. Aber einen kurzen Blick reinwerfen und mit den Leuten reden könnte ich ja schon. Einzig mit Mario Truant habe ich mich kurz unterhalten. Leider wird es wohl keine weiteren Publikationen zu Barbarians of Lemuria geben, weil es in Deutschland einfach zu wenige Fans des Rollenspiel gibt. Das muss ich ändern!
Am Ende habe ich relativ viel Geld bei Playmore-Fantasy gelassen. Beim dritten Mal wurde ich bereits mit „Ach, du schon wieder!“ begrüßt. C U next year!
Meine Ausbeute war gar nicht mal so schlecht: Unter anderem Codex Chaos Daemons, ein neues Szenario für Malmsturm, Schädel für den Schädelthron, Khorne Berserkers und Blood Warriors (ich freue mich auf das Kitbashing) sowie das Brettspiel Blood Rage.
Es war so schön, wieder hier zu sein, und ich freue mich schon aufs nächste Jahr. Dann hoffentlich ohne Maske, aber weiterhin mit breiten Gängen. Und vielleicht (aber nur vielleicht) mit einem zeitgemäßen Ticketverkauf.
Soviel fürs Erste von der Spiel’21

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