Barbarian Kingdoms

Barbarian Kingdoms


"Wir befinden uns im 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Das Römische Reich wird von Barbaren überrannt. Das ganze Römische Reich? Nun ja, zumindest das Weströmische. An seiner Stelle haben germanische Stämme begonnen, ihre Machtbereiche auszubauen und Königreiche zu gründen. Und das Leben ist nicht leicht für die barbarischen Königreiche, deren Könige in den eroberten Provinzen herrschen."


Europa in der Völkerwanderungszeit

Barbarian Kingdoms ist ein Area Control Brettspiel mit Bluff Elementen von Jester Games. 2 bis 6 Spielende kämpfen miteinander um die Vorherrschaft im Europa der Völkerwanderungszeit. Das Spiel stammt aus meiner persönlichen Sammlung. 2022 hatte ich die Crowdfunding Kampagne auf Gamefound unterstützt. In den Handel soll das Spiel im Laufe des Jahres 2024 kommen. Die Spielzeit wird mit 15 Minuten pro mit Mitspielendem angegeben. Empfohlen ist es ab 14 Jahren.


Das Regelbuch gibt es auf Französisch und Englisch. Eine deutsche Version ist auf BordgameGeek zu finden. 

In meiner Gamefound Exklusivversion sind Marker, Münzen und Spielfiguren aus Metall anstelle von Pappe. Außerdem ersetzt eine Spielmatte aus Neopren die originale Pappe. Für jedes Königreich gibt es eine Tafel, auf der die besonderen Eigenschaften vermerkt sind. Außerdem befinden sich hier die noch nicht rekrutierten Truppen und die Kontrollmarker für die noch zu erobernden Provinzen. Die Tafeln liegen in Englisch und Französich vor. Die Basisversion enthält zwei Beutelchen für die Bestechungsversuche. In meiner Ausgabe erhält jedes Königreich ein eigenes Beutelchen mit aufgesticktem Wappen. Für jeden Mitspielenden gibt es noch einen Sichtschirm, hinterer dem die Staatskasse vor den neugierigen Blicken der anderen Könige versteckt wird.


In Barbarian Kingdoms geht es darum, die Kontrolle über ehemals römische Provinzen zu erlangen. Dadurch wird das eigene Königreich ausgedehnt. Das führt sehr schnell zu Konflikten mit anderen Königreichen. Ziel ist es aber nicht, ganz Europa zu erobern. Insgesamt gibt es 36 Provinzen. Das Meer gilt als Spielfeld, das über spezielle Hafenprovinzen betreten werden kann. Es kann aber nicht erobert werden und es gibt keine Seeschlachten. Sobald ein Königreich 7 Provinzen umfasst, endet das Spiel. Alternativ endet das Spiel, wenn zwei Könige im Kampf getötet wurden.

Jedes Königreich beginnt mit drei Startprovinzen. Eine davon ist die Hauptstadtprovinz. Von hier aus startet der König seine Eroberungen. Dazu müssen Truppen in den eigenen Provinzen rekrutiert werden. Dies ist eine der möglichen Aktionen in einer Spielrunde. Alternativ können sich Truppen oder auch der König von einer Provinz in eine Angrenzende bewegen. Handelt es sich um eine feindliche oder noch unbesetzte Provinz, ist es eine Invasion. Nach erfolgreicher Invasion kann in der nächsten Runde versucht werden, die Provinz ins eigene Königreich zu integrieren. In den eigenen Provinzen können Steuern eingetrieben werden.

Das Geld wird benötigt, um in der nächsten Runde Truppen zu rekrutieren. Im Kampf können die feindlichen Truppen zum Überlaufen bestochen werden. Auch die Eingliederung einer Provinz ins eigene Königreich kostet Geld.


Im Kampf zählen Truppenstärke und Bestechungsgelder. Beide Seiten stecken ihre Münzen verdeckt in ein Beutelchen und tauschen diese aus. Wer mehr Truppen und ggf. den König ins Feld führt und mehr zahlt, gewinnt den Kampf. Das Bestechungsgeld geht in die gegnerische Schatztruhe. Ein toter König bedeutet nicht das Ende des Königreiches, macht es aber schwer, das Spiel am Ende noch zu gewinnen.


Jedes Königreich besitzt jeweils zwei besondere Fähigkeiten, die es von den anderen Reichen unterscheidet. Sachsen brauchen zum Beispiel keine Häfen, um ins Meer zu stechen. Der ostgotische König Theoderich zählt im Kampf mehr als andere Könige. Bei den Franken zählen dagegen die Truppen mehr, wenn sie zusammen mit ihrem König Chlodwig in den Kampf ziehen.


Insgesamt bietet Barbarian Kingdoms 27 verschiedene Setup Varianten. So können je 2 bis 6 Personen mitspielen und sogar in einigen Varianten Teams bilden. Ansonsten unterscheiden sich die Varianten dadurch, welche Königreiche miteinander um die Vorherrschaft ringen. Dank der unterschiedlichen Sonderfähigkeiten ergeben sich so immer wieder neue Möglichkeiten. Einstiegsfreundliche Varianten sind auf der Setupkarte extra markiert.


Am Ende wird abgerechnet. Die Truppenstärke, der eigene König, getötete Könige, kontrollierte Provinzen und der Inhalt der Staatskasse gehen in die Rechnung ein. Wer hier schließlich die meisten Punkte hat, gewinnt den Wettstreit der Königreiche




Spielbericht

Im Sommer Anno Domini 410 stritten sich Westgoten, Ostgoten, Franken und Vandalen um die Vorherrschaft in Europa. Die Vandalen glaubten sich in Nordafrika sicher vor dem Chaos im Norden und trieben erst einmal Steuern ein. Derweil teilten Ostgoten und Franken die Provinzen nördlich der Alpen unter sich auf.

Die Westgoten verloren keine Zeit und breiteten sich auf der iberischen Halbinsel aus. Zum ersten ernsten Zusammenstoß kam es, als Vandalen in Mauretanien einfielen. Der westgotische König Alarich stellte sich ihnen mit seinem Herr entgegen. Es gelang ihm nicht nur, die Vandalen aus der Provinz zu vertreiben. Dank seiner Sonderfähigkeit wurde ein gefallener Vandalenkrieger dauerhaft ausgeschaltet. Infolge dessen wurde es für die Vandalen teurer, ein Heer aufzustellen. Mittlerweile hatten es sich die Franken in Irland gemütlich gemacht.

Die Ostgoten festigten ihre Herrschaft über Italien. Geschwächt von den vorherigen Feldzügen waren die Vandalen nicht in der Lage, den Ostgoten Sizilien streitig zu machen. Einen kleinen Erfolg erzielten sie aber im Kampf gegen die Franken in Britannien. Der fränkische König Chlodwig fiel im Kampf. Allerdings strapazierten die Kämpfe die Staatskasse der Vandalen. Auch die Ostgoten mussten zum Schluss tief in die Tasche greifen, um das westgotische Heer beim Kampf um Burgund zu bestechen.

Schließlich konnte König Theoderich sieben Provinzen unter seiner Herrschaft vereinen und das Spiel beenden. Mit 8 Punkten lag er gleich auf mit den Westgoten. Da diese später am Zug waren, ging der Sieg an König Alarich und seine Westgoten.


Fazit

Mit Barbarian Kingdoms bin ich zum ersten Mal auf den Hypetrain einer Crowdfunding Kampagne aufgesprungen. Ob die Neoprenmatte, Metallfiguren und Münzen es wirklich wert waren, kann ich noch nicht sagen. Auf der Spiel `22 in Essen konnte ich das Spiel am Stand von Jester Games anspielen. Wenn der Name oder das Thema eines Spiels etwas Barbarisches enthält, erregt das meine Aufmerksamkeit. Fast zwei Jahre später hat das Interesse an dem Spiel nicht nachgelassen. Ich bin nicht enttäuscht oder verärgert darüber, dass ich so viel Geld in ein Brettspiel investiert habe. Das ist schon mal ein guter Anfang. 


Die Regeln sind übersichtlich und auch auf englisch leicht zugänglich. Nachdem uns die Regeln vertraut waren, lief das Spiel flüssig. Auf jeden Fall ist es kurzweilig. Die strategischen Elemente erfordern ein wenig Planung im Voraus. Aber es ist nicht “Risiko”. Mir gefallen die Gedankenspiele, wenn die Bestechungsgelder anstehen. Zahle ich viel und gewinne vielleicht den Kampf, oder lasse ich es darauf ankommen und verliere den Kampf, bin aber dafür hinterher vielleicht reicher als vorher?

Das macht für mich den Reiz des Spiels aus. Und natürlich die Barbaren.

Alles in allem bin ich nicht grenzenlos begeistert. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem Spiel, auf das ich so lange gewartet habe. 


Meiner Meinung nach hat
Barbarian Kingdoms eine solide 2 nach Schulnoten verdient.


Vielen Dank an meine Frau Eva, sowie unsere Freunde Obi und Kerstin für die vergnügliche Testrunde.


Autor: Tobias-V. Decker


Share by: